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27.05.2020

Medi­zi­ner sehen Poten­zi­al der E‑Zigarette

Darin kommt Dr. Hering, langjähriges Vorstandsmitglied im Bundesverband der Pneumologen, im Kern zu dem Fazit, dass es immer mehr begründete Belege für eine klare Überlegenheit der E-Zigarette gegenüber der Tabakzigarette gebe.

In seinem Beitrag nimmt Lungenfacharzt Dr. Hering vor allem Bezug auf eine unabhängige Untersuchung der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England über die E-Zigarette. Die Studie kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Vaping etwa 95 Prozent weniger schädlich sei als das Rauchen. Oder anders formuliert: Ein Großteil der gängigen Klischees und Meldungen über die E-Zigarette verdampft demnach bei genauerer, wissenschaftlicher Betrachtung. Ann McNeill, die den Bericht von Public Health England zusammengestellt hat, fasst es mit Blick auf die festgestellten positiven Aspekte vielmehr wie folgt zusammen: „E-Zigaretten können die öffentliche Gesundheit entscheidend beeinflussen.“

Drastisch reduziertes Krebsrisiko

Demgegenüber steht ein von Public Health England festgestelltes öffentliches Informationsdefizit über die E-Zigarette, ihre Inhaltsstoffe und Wechselwirkungen. Dr. Thomas Hering hält dazu in seinem Artikel explizit fest: „Der Ausbruch von Lungenverletzungen in den USA ist auf Verunreinigungen in illegalen Marihuanapatronen zurückzuführen und hat nichts mit Nikotin-Vaping zu tun.“ Tatsächlich fände sich in E-Zigaretten im Vergleich zur Tabakzigarette eine viel geringere Zahl potenziell gefährdender Substanzen. Laut Public Health England liege das Risiko für Krebs beim Konsum von E-Zigaretten unter 0,5 Prozent des Risikos beim Konsum von Tabakzigaretten. Dr. Hering kommt mit Blick auf Herzinfarkte, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen sowie Lungenkrebs zu dem Resümee, dass es „zunehmend begründete Belege für eine klare Überlegenheit der E-Zigarette gegenüber der Tabakzigarette in Bezug auf die Hauptrisiken Herzinfarkt, COPD/Emphysem und Lungenkrebs“ gibt.

Neben den gesundheitlichen Aspekten befasst sich der Artikel auch mit der Frage, welche Risiken durch das Passiv-Vaping für Menschen im direkten Umfeld bestehen und ob es über die E-Zigarette einen signifikanten Einstieg in den Konsum der Tabakzigarette (Gateway-Theorie) geben könnte. Hier führt der Artikel aus: „Die Bedeutung im Hinblick auf die Gateway-Hypothese und die Risiken des ‚Passiv Vaping‘ seien unbedeutend.“ Laut Public Health England war der Anteil der jungen Menschen, die nie geraucht haben und mindestens wöchentlich E-Zigaretten verwenden, mit 0,2 Prozent der 11- bis 18-Jährigen im Jahr 2018 sehr gering.

Dr. Thomas Hering hat sich in seinem Fachartikel außerdem mit der Frage befasst, welche Rolle E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung spielen bzw. spielen können. Nach Einordnung des Mediziners hat Vaping hier eine beträchtlich höhere Attraktivität für die Nutzer als andere, „evidenzbasierte“ Entwöhnungsmaßnahmen. Mit Blick auf die bisher vorliegende Datenlage sieht der Experte „die Rolle der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung und bei der Risikoreduktion belegt“. Auch in diesem Punkt zeigt sich also die Überlegenheit der E-Zigarette.

 

Das Fazit von Lungenfacharzt Dr. Thomas Hering zusammengefasst:

Dr. Thomas Nahde, Leiter des Bereiches Scientific Affairs & Scientific Engagement bei Reemtsma:

Als Wissenschaftler freue ich mich über den sachlichen Artikel von Dr. Hering in einer internistischen Fachzeitschrift. Nur durch eine deutlich weniger emotional und viel stärker evidenzbasierte, medizinisch-wissenschaftliche Diskussion wie diese können wir die Potenziale eines Tobacco Harm Reduction Ansatzes für den einzelnen Raucher sowie für die Gesamtbevölkerung wirklich ernsthaft ausloten.

Natürlich ist der absolute Rauchstopp für die Gesundheit immer noch die beste Alternative. Beim Harm Reduction Ansatz geht es aber nicht darum, ein bestimmtes Verhalten zu verurteilen, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, den dadurch entstehenden Schaden zu reduzieren.

Für diejenigen Raucher, die nicht mit dem Rauchen aufhören können oder wollen, gibt es vor diesem Hintergrund Alternativen, die für sie selbst und für andere deutlich weniger schädlich sind. Diese Alternativen gilt es, wissenschaftlich und gesundheitspolitisch viel stärker in den Fokus zu nehmen – daher würde ich mich über mehr offene Dialoge freuen.