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15.09.2020

EVALI: E‑Zigaretten laut aktu­el­ler Stu­die nicht per se verantwortlich

Im September 2019 hatten Medien weltweit über Lungenerkrankungen und Todesfälle in den USA berichtet – angeblich verursacht durch den generellen Konsum von E-Zigaretten. Doch die Untersuchung der Yale School of Public Health zeigt nun eindeutig, dass die Todesfälle nicht auf den Konsum regulärer E-Zigaretten an sich zurückzuführen sind. Ursache war demzufolge vielmehr ein illegal beigemischtes Vitamin-E-Acetat, das für die schwere und in mehr als 60 Fällen tödliche Lungenkrankheit namens EVALI verantwortlich ist. EVALI steht für “e-cigarette, or vaping, product use associated lung injury”, also eine Lungenschädigung, die bisher oft unzulässigerweise mit der generellen Nutzung von E-Zigaretten oder anderen Vaping-Produkten assoziiert wurde.

Ganz neu ist diese Erkenntnis der aktuellen Yale-Studie zwar nicht, denn auch das amerikanische CDC (Centers for Disease Control and Prevention), eine US-amerikanische Bundesbehörde zum Schutz der öffentlichen Gesundheit, hat dies mittlerweile bestätigt. Neu sind hingegen die genauen Untersuchungen dieser Studie hinsichtlich der sehr engen Verknüpfungen der berichteten Fälle mit lokal vertriebenen E-Liquids vom Schwarzmarkt sowie speziellen gesetzlichen Veränderungen zu dieser Zeit.

Genauer hingeschaut

In der aktuellen Studie wurde das Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der gemeldeten Fälle von EVALI-Lungenschädigungen über alle 50 US-Bundesstaaten hinweg im Zusammenhang mit der Nutzung von Verdampfern untersucht. Gegenstand der Betrachtung waren die EVALI-Fälle in der Altersgruppe zwischen 12 und 64 Jahren im Januar 2020 und die Raten von Vaping und Cannabiskonsum vor dem Ausbruch der Krankheit.

Das eindeutige Ergebnis: Das Auftreten der EVALI-Fälle in den USA geht nicht mit einer generellen Verwendung von E-Zigaretten oder dem Konsum von Cannabis einher. Die Auswertung der Prävalenzdaten zeigt sogar, dass höhere Raten von Vaping und Cannabiskonsum mit weniger EVALI-Fällen pro Kopf verbunden sind.

„Dieses Ergebnis ist auf den ersten Blick erst einmal überraschend. Es zeigt aber, dass die berichteten EVALI-Fälle in den USA sehr viel differenzierter als bisher betrachtet werden müssen. Auch lokale Unterschiede sollten weitaus genauer und individueller aufgearbeitet werden, um daraus Rückschlüsse für eine Regulierung oder ein generelles Risikopotenzial für E-Zigaretten ableiten zu können“, so Dr. Thomas Nahde, Leiter des Bereiches Scientific Affairs & Scientific Engagement bei Reemtsma.

Vitamin-E-Acetat findet sich oft in THC-haltigen E-Liquiden

Das CDC hatte nach einigen Todesfällen, die mit EVALI in Verbindung gebracht wurden, im August 2019 eine bundesstaatenübergreifende Studie initiiert. Im Februar 2020 kam das CDC schließlich ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Vitamin-E-Acetat eine „Hauptursache für EVALI“ sei. Diese ölige Substanz wird THC-haltigen E-Liquiden illegal als Streckmittel zugesetzt, welche dann wiederum als so genannte E-Joints verdampft und konsumiert werden. Die Liquide werden auf dem Schwarzmarkt verkauft und sind in der Europäischen Union verboten. Die meisten EVALI-Patienten hatten angegeben, THC-haltige Liquide in E-Zigaretten und Verdampfern genutzt zu haben. Das Verdampfen von Vitamin-E-Acetat löst offenbar eine toxische Reaktion in der Lunge aus, die zu einem Ausfall der Sauerstoffaufnahme führen kann.

Im Zuge der vermehrten Krankheitsfälle hatten Ende 2019 mehrere Bundesstaaten und Gemeinden in den USA mit einem generellen Verkaufsverbot für "aromatisierte E-Zigaretten" reagiert. Am striktesten reagierte Massachusetts mit dem zeitweiligen Verkaufsverbot aller E-Zigaretten. Eine fehlgeleitete Reaktion, denn in diesen Produkten ist gar kein Vitamin-E-Acetat zu finden.

Illegaler Cannabiskonsum steigert das EVALI-Risiko

Die neue Studie der Yale School of Public Health zeigt nun, dass in den fünf Bundesstaaten (Alaska, Colorado, Kalifornien, Oregon und Washington), die den privaten Konsum von Cannabis als erste legalisiert hatten, weniger als ein EVALI-Fall pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen war. Dies kontrastiert wiederum mit den Staaten mit der höchsten Prävalenz an EVALI-Fällen (Utah, North Dakota, Minnesota, Delaware und Indiana). In keinem dieser Bundesstaaten ist Cannabis freigegeben.

Möglicherweise wurden in den Bundesstaaten mit den höchsten EVALI-Quoten ehemalige Joint-Raucher in die Verwendung derartiger, gepanschter THC-Liquide gedrängt, um der Cannabis-Regulation zu entgehen, so die Autoren der Studie: „Gesetzgeber sollten gleichermaßen mit Bedacht vorgehen, wenn sie überlegen, aromatisierte E-Liquids zu verbieten. Die Einschränkung legaler Vertriebswege kann einige Konsumenten möglicherweise in illegale Bezugsquellen, zu selbstgemischten E-Liquids für den eigenen Zusatz von Aromen oder sogar zurück zum Rauchen verleiten.“ Noch deutlicher heißt es weiter, dass „vor dem Hintergrund einer möglichen EVALI-Letalität und den unzähligen wissenschaftlichen Arbeiten, die bestätigen, dass Rauchen weitaus schädlicher ist als das Vapen von Nikotin, die Folgen einer derartigen Regulierung geradezu verheerend für die gesamte öffentliche Gesundheit sein könnten.“

In Deutschland verboten

In Deutschland ist die Zugabe von THC und Vitamin-E-Acetat zu den Liquids von E-Zigaretten nicht erlaubt. Für Reemtsma als Qualitätshersteller sind hohe Produkt- und Sicherheitsstandards oberste Pflicht. Daher stellt Reemtsma sicher, dass seine Produkte dem gültigen gesetzlichen Rahmen entsprechen und gibt ein deutliches Qualitätsversprechen ab: Vitamin-E-Acetat war, ist und wird niemals Inhaltsstoff der myblu E-Zigaretten-Liquids sein.

Fazit

Die Ergebnisse dieser aktuellen Studie deuten darauf hin, dass die schweren EVALI-Lungenschädigungen gerade nicht auf den generellen Konsum von E-Zigaretten oder Cannabis an sich zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf illegale, gepanschte und in einigen Regionen der USA über den Schwarzmarkt vertriebene THC-haltige E-Liquide mit dem Zusatzstoff Vitamin-E-Acetat. Diese waren in den am stärksten betroffenen Gebieten am weitesten verbreitet.

Politische Entscheidungsträger aber auch Angehörige des Gesundheitswesens und Konsumenten selbst sollten in Deutschland daher beachten, dass die beschriebenen EVALI-Lungenschädigungen und Todesfälle in den USA eben nicht auf einen ganz generellen und sachgemäßen Gebrauch von E-Zigaretten und Tabakerhitzern zurückzuführen sind.

Um es ganz klar zu sagen: E-Zigaretten sind nicht risikofrei. Die beste Möglichkeit für Raucher, ihre Gesundheit zu verbessern, bleibt der vollständige Verzicht auf das Rauchen sowie auf den Genuss von Tabak oder Nikotin. Der Umstieg auf potenziell weniger schädliche Alternativen wie etwa E-Zigaretten ist für erwachsene Raucher herkömmlicher Tabakwaren, die ansonsten weiter rauchen würden, jedoch die nächstbeste Alternative zum Rauchen.