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27.09.2016

Woher stam­men die Schock­bil­der auf Zigarettenpackungen?

Seit dem 20. Mai 2016 sind sie in Deutschland Pflicht: die sogenannten Schockbilder auf Tabakerzeugnissen. Mittlerweile sind die Verpackungen mit den neuen Bildwarnhinweisen nun auch beinahe vollständig im Handel zu finden. Die Wahrnehmung von Kolumnist Harald Martenstein, wonach die Warnhinweise in Italien ästhetischer seien als in Deutschland, ist jedoch eher Illusion als Wirklichkeit. Sie zeigt aber: Es wird nicht nur über die abgebildeten gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens und die angenommene Wirkung der Bilder diskutiert, sondern vermehrt auch über die Herkunft der Motive.

Klagen gegen die Motive

Aktuell häufen sich in Deutschland und anderen EU-Staaten Fälle, in denen Personen entweder sich selbst oder einen Angehörigen auf den Bildern wiedererkannt haben wollen. So wurde vor wenigen Wochen ein Fall aus dem Saarland bekannt, in dem ein Mann sein Abbild auf einer Zigarettenpackung erkannt haben will – aufgenommen nach einer OP im Jahr 2001. Auf demselben Motiv wollen auch zwei Familien aus Belgien und Österreich unabhängig voneinander einen verstorbenen Angehörigen erkannt haben. Eine Frau in Spanien wiederum – wo die Schockbilder bereits seit 2010 auf die Verpackungen gedruckt werden – kämpft seit vier Jahren auf dem Rechtsweg für das Recht am Bild ihres verstorbenen Stiefvaters, das sie unter den Schockbildern vermutet. Alle vermeintlich Betroffenen fragen sich, wie ihr Bild auf die Verpackungen kommt und wer für die Auswahl der Bilder verantwortlich ist.

© Reemtsma

Zentrale Fragen zu den neuen Warnhinweisen

Vor dem Hintergrund dieser Fälle mehren sich bei den Herstellern die Anfragen, was dran sei an den Vorwürfen. Kann es wirklich sein, dass das eigene Bild oder das eines Verwandten auf einer Zigarettenpackung auftaucht? Hier sind die Fakten:

Wer legt die Motive fest?

Verantwortlich für die Auswahl der Bilder ist der Gesetzgeber. Er schreibt vor, welche Warnhinweise die Hersteller verwenden müssen. Die zur Verfügung stehenden kombinierten Text-Bild-Warnhinweise werden von der Europäischen Kommission für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit verbindlich festgelegt. Damit können Fragen nach der konkreten Herkunft der Bilder nur von der EU-Kommission beantwortet werden, denn bei ihr liegen die Urheberrechte der Bilder.

Wer ist auf den Schockbildern zu sehen?

Ein Teil der Fotos zeigt – nach Aussagen der Kommission – Erkrankungen echter Patienten, der andere Teil ist mit Schauspielern nachgestellt. Wie die EU-Kommission erklärt, wurden alle abgebildeten Personen darüber informiert, dass die Bilder für das EU-Bildarchiv verwendet werden, und sie haben entsprechende Zustimmungen für diesen Zweck unterzeichnet. Jede Ähnlichkeit mit anderen Personen sei rein zufällig.

Wie viele Schockbilder gibt es?

Es gibt 42 verschiedene Motive, die europaweit zum Einsatz kommen. Sie sind in drei Gruppen unterteilt, von denen jede abwechselnd je ein Jahr lang verwendet werden darf. Durch die Rotation soll die Wirkung der Motive aufrechterhalten bleiben.