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07.12.2017

Der Advents­kranz – wer ihn erfun­den hat und was das mit Reemts­ma zu tun hat

REE:THINK hat mit Reinhard Förtsch gesprochen, der dort die Stabstelle Engagement leitet, und wie jedes Jahr Reemtsma einen Adventskranz als Dankeschön vorbeigebracht hat:

Fröhlichen ersten Advent, Herr Förtsch! Ist es eigentlich wahr, dass der Adventskranz von Herrn Wichern erfunden wurde?

Ja, das stimmt! Wichern hat den Adventskranz 1839 erfunden. Allerdings sah dieser noch etwas anders aus als der Kranz, den wir heute verwenden. Er hängte damals ein großes Wagenrad unters Dach, auf dem symbolisch für jeden Tag bis Heiligabend eine rote Kerze steckte und für jeden Sonntag eine weiße. Damit wollte Wichern den Kindern, die damals bei ihm im „Rauhen Haus“ lebten, die aufregende Wartezeit bis Weihnachten verkürzen. Heute haben wir keine großen Wagenräder mehr, darum beschränken sich die Menschen auf die vier Kerzen für die Adventssonntage.

Wer war eigentlich Johann Hinrich Wichern?

Johann Hinrich Wichern war ein Hamburger Theologe, der im 19. Jahrhundert im Hamburger Stadtteil St. Georg als Lehrer tätig war. Die Armut der Menschen, aber insbesondere die schlechten Lebensbedingungen der Kinder berührten ihn so sehr, dass er in einer alten Bauernkate zunächst sechs Jungen aufnahm, denen er im diakonischen Gedanken ein Dach über dem Kopf gab und eine bessere Zukunft ermöglichen wollte. Schule und Bildung waren aus Wicherns Sicht die Schlüssel dazu – darum sorgte er für beides in seinem „Rauhen Haus“ auf dem Gelände in Hamburg-Horn.

Und was genau können wir uns unter dem Rauhen Haus vorstellen?

Das Rauhe Haus besteht heute aus einem Gelände mit vielen Institutionen. Zu der ursprünglichen Kinder- und Jugendhilfe kamen im Laufe der Zeit Einrichtungen der Sozialpsychiatrie, Behindertenhilfe, Altenpflege und eine Schule hinzu. Heute gibt es viele Einrichtungen, die zum Rauhen Haus gehören und über die ganze Stadt verteilt sind, wie z. B. betreute Wohneinheiten.

Das Rauhe Haus gehört zu Hamburg wie der Michel und der Hafen. Wie ist Ihr Verhältnis zu den Hamburgern?

Das stimmt, das Rauhe Haus kennen sehr viele Menschen in Hamburg. Das Schöne ist, dass wir inzwischen durchaus auch mit unserer Erfahrung positiv auf die Sozialpolitik der Stadt einwirken können. Beispiel Dezentralisierung: Früher waren geschlossene Heime Usus. Das Rauhe Haus hat sich dafür starkgemacht, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche einzurichten, damit sie unter familienähnlichen Bedingungen leben können. Anfangs, in den 70ern, ernteten wir dafür Skepsis – inzwischen ist das völlig normal, und geschlossene Heime gehören zum Glück der Vergangenheit an. Hier war das Rauhe Haus Vorreiter für die Stadt und als solcher werden wir auch geschätzt.

Sie stehen ja in regem Austausch mit der Firma Reemtsma – worauf genau begründet Ihre Partnerschaft?

Der Erstkontakt entstand über den Social Day von Reemtsma, den sogenannten „Help Day“, an dem Reemtsma Mitarbeiter einen Tag lang freigestellt werden, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Mit den Senioren aus unserem Alten- und Pflegeheim „Haus Weinberg“ haben die Mitarbeiter damals einen Ausflug gemacht, mit ihnen geschnackt, Kuchen gegessen, Spaziergänge gemacht. Das ist inzwischen schon zur Tradition geworden. Aber dabei blieb es nicht: Inzwischen kommen Reemtsmaner auch in ihrer Freizeit, um im Herbst mit den Senioren Laterne zu laufen, zu singen, oder sie erfüllen ihnen zu Weihnachten einen kleinen Weihnachtswunsch. Als Dank für diese schöne Geste schenken wir dem Unternehmen jedes Jahr den Adventskranz für seine Eingangshalle – das hätte dem Erfinder Johann Hinrich Wichern sicherlich gefallen.

© Reemtsma
Reinhard Förtsch (Das Rauhe Haus) mit dem Adventskranz für Reemtsma