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14.12.2016

Track & Trace: Sys­tem ohne System?

Mit der Tabakproduktrichtlinie (EUTPD2) plant die EU ab 2019 die Einführung eines weltweit einmaligen Rückverfolgungssystems zur Bekämpfung des Zigarettenschmuggels. Das geplante Track & Trace-System stellt die Hersteller sowie jeden einzelnen Groß- und Einzelhändler der Lieferkette vor enorme Herausforderungen. Grundsätzlich unterstützt Reemtsma sinnvolle Antischmuggelmaßnahmen. So geht die tiefe Kennzeichnung von Zigarettenpackungen bereits heute sehr weit. Es findet sich auf jedem Tabakprodukt ein Code, der Informationen zur Herstellung, produktspezifische Angaben, Informationen zur Marke oder zum Packungsinhalt (Marke, Menge, Fabrik, Herstellungsdatum und -ort) enthält.

Die heutigen Verfahren basieren auf den Verpflichtungen des Vertrags mit der EU (OLAF Agreement), den Imperial im Jahr 2010 abgeschlossen hat. Dieser beinhaltet u. a. auch die Einführung von Track & Trace auf den Mastercase (Kartongebinde mit 50 Stangen) und den Outer (Karton mit 10 Packungen). Die Industrie und ihre zentralen Stakeholder tauschen sich zudem regelmäßig über den auf Track & Trace spezialisierten Fachverband DCTA (Digital Coding & Tracking Association) aus.

Track & Trace: Was ist neu daran?

Das geplante Track & Trace-System sieht vor, jedes in der Europäischen Union produzierte Tabakerzeugnis mit einem individuellen Erkennungs- und Sicherheitsmerkmal zu versehen und es entlang der gesamten Lieferkette, bei jeder Warenbewegung, durch die kontinuierliche Registrierung von Informationen rückverfolgbar zu machen. Dieses Vorgehen soll verpflichtend für jeden Partner in der Lieferkette werden. Damit wollen die Gesetzgeber auch den Datenaustausch auf europäischer Ebene vereinfachen und fördern.

Kennzeichnung heuteKennzeichnung ab 2019
(FMC + FCT*)
OTP** ab 2024
Ziel: Authentifizierung als Markenware und Rückverfolgbarkeit zur ersten HandelsstufeZiel des Gesetzgebers / der EU: Rückverfolgbarkeit durch die elektronische Erfassung jeder einzelnen Verbringung entlang der Lieferkette
T&T-Code und zwölfstellige Seriennummer als individuelles ErkennungsmerkmalIndividuelles Erkennungs- und Sicherheitsmerkmal: Ausgestaltung muss noch von der EU-Kommission definiert werden
Ebene der Codierung: auf Stange und Umkarton (Traceability Coding)Ebene der Codierung: jede Produkteinheit
System ist seit 2010 in den 28 EU-Mitgliedsstaaten etabliert, basierend auf Vertrag mit der EU (OLAF Agreement)Neueinführung von Track & Trace für alle Hersteller ab 2019 bzw. 2024 und Ausweitung auf die gesamte Lieferkette

* FMC + FCT = Factory Manufactured Cigarettes +
Fine-cut Tobacco: Zigaretten und Feinschnitt.

** OTP = Other Tobacco Products: Volumentabak, Zigarren, Zigarillos.

Das regelmäßige Registrieren der Produkte erfordert ein digitales Erfassungssystem. Die Rahmenbedingungen für dessen Einführung liegen derzeit jedoch noch völlig im Unklaren:

  • Wie sieht das Gesamtkonzept für das System aus?
  • Welche Verfahrensstandards sollen angewandt werden?
  • Welche Scanpunkte müssen innerhalb einer mehrstufigen Organisation berücksichtigt werden?
  • Wie sind welche Einheiten für die Rückverfolgbarkeit zu kennzeichnen?
  • Welche Identifikationsnummern sind im Datenträger zu speichern, um die Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen?
  • Wie wird mit der entstehenden Datenmenge umgegangen?

Die Umsetzung – ein langer Weg

Da alle Mitglieder des Handelsweges (Großhandel, Handelsunternehmen, Einzelhändler) die Einführung des neuen Systems mittragen, muss es oberste Prämisse sein, die Einführung nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit zu gestalten und den entstehenden Bürokratie- und Kostenaufwand für alle Beteiligen der Lieferkette im machbaren Rahmen zu halten. Um diesem Ziel gerecht zu werden, hat die EU-Kommission eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die den Aufwand für die Systemeinführung in ein Verhältnis zu den tatsächlichen Erträgen stellt.

Cooperation is Key

Ein wichtiger Punkt bleibt auf dem Weg der Umsetzung festzuhalten: Es wäre der falsche Weg, ein konkretes technisches System von einem konkreten Lösungsanbieter für alle Beteiligten festzulegen. Vielmehr sollte der Gesetzgeber technische Standards (z. B. Serialisierung, Barcodes, Datenkommunikation, Datenbankstruktur) für die Umsetzung definieren. Die Entwicklung dieser Standards kann aber nur in Zusammenarbeit mit der Industrie geschehen. Auf dieser Basis kann jeder Beteiligte die für sich geeigneten und passenden Lösungskomponenten implementieren – denn es kann keine „One size fits all“-Lösung geben.

Fazit: Eine Festlegung von Standards, aus denen gewählt werden kann, ist aus Sicht der Industrie eine wichtige Basis für ein funktionierendes und verhältnismäßiges TPD2-Track & Trace-Verfahren.

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Update: Den aktuellen Stand zu den Entwicklungen rund um das Thema Track & Trace finden sie hier.