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23.01.2018

E‑Zigarette – die wich­tigs­ten Stu­di­en im Überblick

Seit über einem Jahrzehnt gibt es  E-Zigaretten. Seitdem ist ihre Popularität explodiert. Das macht sich auch im Umsatz bemerkbar, der sich in den letzten Jahren mehr als verhundertfacht hat. Gründe für die steigende Beliebtheit sind nicht zuletzt gesundheitliche Aspekte, denn immer mehr Raucher sind auf der Suche nach weniger schädlichen Alternativen zur Tabakzigarette. Doch was ist dran an dem Versprechen von E-Zigaretten, gesünder zu sein? Was sagen Forschung und Wissenschaft? Wir haben die wichtigsten wissenschaftlichen Studien und Reports rund um das Thema E-Zigarette ausgewertet und zusammengefasst:

 

Public Health England 2015 – „E-cigarettes report: a new foundation for evidence-based policy and practice“

Public Health England, eine Behörde des britischen Gesundheitsministeriums, hat 2015 zusammen mit dem anerkannten britischen Krebsforschungszentrum Cancer Research UK einen Report veröffentlicht, in dem der E-Zigarette 95 % weniger Schädlichkeit attestiert wird. Grund hierfür ist, dass die meisten Schadstoffe, die Raucherkrankheiten hervorrufen, in E-Zigaretten nicht vorhanden sind.

Untersucht wurden diverse bestehende Studien zum Rauchverhalten und Schadstoffausstoß, die die Forscher hinsichtlich Korrelation und Evidenz miteinander verglichen haben.

Fazit der Forscher: Die E-Zigarette sei zwar nicht risikofrei, aber dennoch würden beim Konsum 95 % weniger schädliche Schadstoffe freigesetzt als bei herkömmlichen Tabakzigaretten. Zudem ist der Anteil der Jugendlichen, die noch nie geraucht haben und mindestens einmal wöchentlich die E-Zigarette nutzen, weiterhin sehr gering.

Quelle: https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2016/01/Ecigarettes_a_firm_foundation_for_evidence_based_policy_and_practice.pdf

 

Royal College of Physicians 2016 – Report: „Nicotine without smoke. Tobacco harm reduction“

Die Forscher des britischen Ärzteverbandes Royal College of Physicians haben in ihrem Report 2016 Möglichkeiten zur „Tobacco Harm Reduction“ (Reduzierung von tabakbedingten Raucherkrankheiten) und die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit und das Rauchverhalten untersucht. Dabei haben die Forscher herausgefunden, dass E-Zigaretten in Großbritannien das am häufigsten genutzte Mittel sind, um vom Rauchen loszukommen. Darüber hinaus werden E-Zigaretten nahezu ausschließlich von aktiven oder ehemaligen Rauchern konsumiert.

Die Studie basiert auf den Daten der „Smoking Toolkit Study“, bei der rund 42.000 Menschen im Jahr 2015 zum Rauchverhalten befragt wurden. Die Forscher haben den Anteil an Rauchern, die erfolgreich mit dem Rauchen aufgehört haben, in Korrelation zu den verwendeten Hilfsmitteln gesetzt. Seit 2012 stieg der Anteil der Raucher, die die E-Zigarette als Hilfsmittel zum Aufhören verwenden, auf knapp 40 % und der Anteil der Raucher ging seit 2013 kontinuierlich zurück.

Fazit der Forscher: E-Zigaretten scheinen wirksam zu sein, wenn sie von Rauchern als Hilfe zur Rauchentwöhnung eigesetzt werden. Im Vergleich zur durch Tabakrauch verursachten Gefährdung liegt die gesundheitliche Gefährdung durch die langfristige Inhalation von Dampf durch heute verfügbare E-Zigaretten bei 5%. Auch weisen die verfügbaren Daten darauf hin, dass E-Zigaretten fast ausschließlich als sichere Alternative zu gerauchtem Tabak verwendet werden, und zwar von Rauchern, die versuchen, den Schaden für sich selbst oder andere zu reduzieren oder das Rauchen vollständig aufzugeben. Im Interesse der öffentlichen Gesundheit ist es wichtig, die Verwendung von E-Zigaretten so weit wie möglich als Ersatz für das Rauchen zu fördern.

Quelle: https://www.rcplondon.ac.uk/projects/outputs/nicotine-without-smoke-tobacco-harm-reduction-0

 

Prof. Ricardo Polosa University Catania 2015 – Studie: “Electronic cigarette use and harm reversal: emerging evidence in the lung"

Der italienische Professor für innere Medizin und Tabakforscher Prof. Ricardo Polosa von der University Catania beschreibt in diesem Artikel die Auswirkungen von E-Zigarettendampf auf die menschlichen Atemwege. Hierzu wertete er über 20 internationale Studien aus.

Fazit des Forschers: Durch den Umstieg auf E-Zigaretten könne die durchs Rauchen verursachten Schädigungen der Lunge rückgängig gemacht werden. Professor Polosa fordert den Gesetzgeber dazu auf, diese Tatsache bei der Regulierung von E-Zigaretten zu berücksichtigen: „Die sich abzeichnenden Anzeichen dafür, dass die Verwendung von E-Zigaretten den durch das Rauchen verursachten Schaden rückgängig machen kann, sollte von den Regulierungsbehörden berücksichtigt werden, die über die Maßnahmen für die Kategorie E-Zigarette entscheiden.“

Quelle: https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-015-0298-3

 

 Dr. Konstantinos Farsalinos Onassis, Cardiac Surgery Center, 2015 – Studie: „Aldehyde levels in e-cigarette aerosol: Findings from a replication study and from use of a new-generation device“

Im Jahr 2015 veröffentlichte das New England Journal of Medicine eine Studie von Jensen und weiteren mit dem Titel „Hidden Formaldehyde in E-Cigarette Aerosol“, die ergab, dass E-Zigaretten eine vermeintlich hohe Aldehydbelastung für den Konsumenten bedeuten. Farsalinos und weitere Forscher kritisierten das Vorgehen von Jensen in einem öffentlichen Brief und warfen ihm vor, die Untersuchungen nicht richtig durchgeführt zu haben.

Farsalinos und viele andere Forscher kamen bei ihren Untersuchungen von E-Zigaretten zu dem Schluss, dass Aldehyd nur dann in einer gesundheitsschädlichen Konzentration auftritt, wenn der Zerstäuber der E-Zigarette überhitzt und verschmort. Da dabei ohnehin ein unangenehmer Geruch und Geschmack entsteht, sodass das Dampfen unterbrochen wird, besteht keine Gefahr, die Stoffe beim Dampfen aufzunehmen. Um diese Beobachtung zu verifizieren und in einer Studie aufzubereiten, haben die Forscher verschiedene E-Zigaretten in ihrer Studie unter realen Bedingungen getestet und den dabei entstehenden Dampf auf Aldehyd untersucht. Die Studie erschien Ende 2017 im Food and Chemical Toxicology.

Quelle: https://www.researchgate.net/publication/320844969_Aldehyde_levels_in_e-cigarette_aerosol_Findings_from_a_replication_study_and_from_use_of_a_new-generation_device

 

Igor Burstyn, Dornsife School of Public Health, 2014 – Studie: „Peering through the mist: systematic review of what the chemistry in electronic cigarettes tells us about health risks“

In dieser Studie wurden die gesundheitlichen Auswirkungen der chemischen Substanzen in E-Zigaretten untersucht.  Grundlage der Untersuchung ist die Auswertung von über 9.000 wissenschaftlichen Ergebnissen zu E-Zigaretten-Aerosolen und -Liquids. Als Richtlinie zur Einordnung der im Dampf freigesetzten Menge von Stoffen dienen die allgemein festgelegten Arbeitsplatzgrenzwerte zum Schutz der Gesundheit von Beschäftigten.

Fazit der Forscher: Die Autoren fanden keine Anhaltspunkte für eine relevante gesundheitsschädliche Belastung durch E-Zigaretten. Dies gilt sowohl für E-Zigarettennutzer als auch für mögliche „Passivdampfer“ in der Umgebung eines Dampfers: „Nach dem derzeitigen Kenntnisstand über die Chemie von Flüssigkeiten und Aerosolen in elektrischen Zigaretten gibt es keine Hinweise darauf, dass diese kontaminierte inhalierbare Expositionen des Aeorosols hervorrufen, die nach den zur Gewährleistung der Sicherheit am Arbeitsplatz geltenden Normen gesundheitliche Bedenken rechtfertigen würden.“

Quelle: https://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-14-18

 

Technische Universität Kaunas (Litauen), Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Schweiz), Eidgenössische Technische Hochschule Zürich und Fontem Ventures, 2018: „Characterization of the Spatial and Temporal Dispersion Differences Between Exhaled E-Cigarette Mist and Cigarette Smoke"

Erstmals hat sich eine Studie mit den physikalischen Eigenschaften von Passivdampfen beschäftigt und kommt zu dem Schluss, dass der Dampf von E-Zigaretten sekundenschnell verdunstet und die Raumluft nicht belastet. „Passivdampfen“ gibt es damit quasi nicht.

Die nach einem Zug gemessenen Partikelkonzentrationen lagen bei E-Zigaretten und herkömmlichen Zigaretten in derselben Größenordnung. Im Falle des E-Zigarettendampfs sank die Partikelkonzentration jedoch innerhalb von Sekunden wieder auf den Umgebungswert, während sie beim herkömmlichen Zigarettenrauch mit jedem Zug weiter anstieg und erst nach 30-45 Minuten wieder auf den Umgebungswert zurückging.

Quelle: https://academic.oup.com/ntr/advance-article/doi/10.1093/ntr/nty121/5040053

 

David Nutt et al., 2014 – Studie: “Estimating the Harms of Nicotine-Containing Products Using the MCDA Approach”

Untersucht wurden zwölf unterschiedliche Produkte, mit denen Nikotin konsumiert werden kann. Das Forscherteam unter Leitung von Prof. David Nutt vom Imperial College in London entwickelte dazu ein Modell mit 14 Schadenskriterien, um relative Schäden im Zusammenhang mit der Verwendung von nikotinhaltigen Produkten zu analysieren.

Fazit der Forscher: Nach Gewichtung aller relativen Schäden besitzt die E-Zigarette ein um 96 Prozent geringeres Schadenspotential als Tabakzigaretten.

Quelle: https://www.karger.com/Article/FullText/360220

 

Ricardo Polosa et al. 2017 – Studie: “Health impact of E-cigarettes: a prospective 3.5-year study of regular daily users who have never smoked”

In einer ersten Langzeitstudie der Universität von Catania über 3,5 Jahre wurde bis 2017 getestet, wie sich regelmäßiger E-Zigaretten-Konsum auf die Gesundheit von Nichtrauchern auswirkt.

Fazit der Forscher:  Bei einer Nutzung von E-Zigaretten konnte keine Verminderung des Lungenvolumens festgestellt werden. Auch konnte keine Entwicklung von Atemwegsymptomen diagnostiziert werden. Ebenso fanden die Forscher keinen Nachweis für eine beginnende Lungenschädigung in den physiologischen, klinischen oder Entzündung betreffenden Messungen. Auch Blutdruck und Herzfrequenz blieben unverändert.

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-017-14043-2

 

Ricardo Polosa et al. 2018 – Studie: “Health effects in COPD smokers who switch to electronic cigarettes: a retrospective-prospective 3-year follow-up”

Diese 2018 veröffentlichte Langzeitstudie hat über einen Zeitraum von drei Jahren die positiven gesundheitlichen Veränderungen bei an COPD (bezeichnet als Sammelbegriff eine Gruppe von Krankheiten der Lunge, die durch Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot gekennzeichnet sind) erkrankten Rauchern festgestellt, die auf E-Zigaretten umgestiegen sind.

Fazit der Forscher: Es konnte nicht nur ein signifikant reduzierter Konsum von herkömmlichen festgestellt werden – von einem Mittelwert von 21,9 Zigaretten pro Tag bei Studienbeginn bis zu einem Mittelwert von 2 pro Tag beim 1-Jahres-Follow Up –, sondern auch ein deutliches Abschwächen von Atemweginfektionen und COPD-Exazerbationen. Die Atmungsphysiologie der Patienten war durch den Konsum von E-Zigaretten nicht verschlechtert. Zudem konnte eine kontinuierliche Verbesserung im Hinblick auf den allgemeine Gesundheitszustand und die körperliche Aktivität festgestellt werden sowie eine geringe Rückfallquote (8,3%) von Patienten, die das Rauchen von herkömmlichen Zigaretten wieder aufnahmen.

Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30197510

 

Fazit

Die neun hier aufgeführten Studien kommen zu dem Ergebnis, dass E-Zigaretten bedeutend weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten. Weniger schädlich bedeutet allerdings nicht, dass E-Zigaretten geradezu gesund sind. Ein Restrisiko können auch die hier genannten Forscher nicht ausschließen. Trotzdem sollte das Potential, das E-Zigaretten als gesündere Alternative gegenüber herkömmlichen Zigaretten bietet, nicht unterschätzt werden – ein wichtiger Hinweis, dem sich alle hier genannten Forscher anschließen.